Kinder, Emotionen und Prägung
Bevor ich anfing diesen Text zu schreiben, wusste ich, dass das Gebiet recht groß ist, ich wusste aber nicht wie groß. Nun, das kam dabei heraus.
Kinder besitzen vom ersten Moment ihres Seins bereits eine Fülle an Emotionen und genauso beginnen wir auch, unsere Kinder zu prägen.
Ein Beispiel: Ich bin kaum geboren, liege daheim in meinem Bettchen und plötzlich kommt da so ein komisches Gefühl in meinem Bauch. Erst nur ganz leicht, dann immer stärker werdend. Bald halte ich es nicht mehr aus und beginne zu weinen.
1. mögliche Reaktion: Meine Mami kommt ruhig in mein Zimmer, nimmt mich sanft auf den Arm. Ich trinke an ihrer Brust. Ich spüre die Ruhe meiner Mami, sie schaut mich an, lächelt dabei. Ich trinke mich satt, bin entspannt und schlafe ohne Mühe wieder ein.
2. mögliche Reaktion: Die Tür springt auf, Mami stapft herein, reist mich hoch und während ich trinke, starrt sie vor sich hin. Ich spüre ihre Angespanntheit. Ich kann nicht anders, als dieses Gefühl zu übernehmen. Mir zieht sich alles zusammen. Ich kann nicht mehr trinken. Mami legt mich wieder in mein Bettchen und geht.
Mir geht es nicht besser. Ich bin angespannt, habe immernoch hunger, fühle mich nicht richtig wahrgenommen. Ich weine wieder. Niemand kommt. Ich weine weiter, bis ich vor Erschöpfung einschlafe.
Bei der 1. Reaktion, erhält das Kind die Prägung, ich werde ernst genommen bei meinen Bedürfnissen. Jemand ist für mich da. Ich fühle mich sicher,alles ist in Ordnung.
Bei der 2. Reaktion, erhält das Kind die Prägung, ich werde nicht gemocht, ich bin eine Belastung, mir wird nur zum Teil geholfen, es kommt keiner, wenn ich ihn brauche. Ich bleibe allein mit meinem Schmerz.
Das Kind weiß bei der zweiten Reaktion nicht, dass Mami vorher einen großen Streit hatte und sie besorgt ist. Es erfährt nur eine ablehnende Reaktion.
Durch die Summe dieser Prägungen, ob nun positiv oder negativ, nehmen wir Einfluß auf das Urvertrauen der Kinder. Konnte sich das Urvertrauen nicht ausreichend entwickeln, treten später, im Erwachsenenalter Störungen auf. Zum Beispiel, wenn Mami, oder eine andere Bezugsperson, nie kommt, wenn das Kind weint, kann dieses später zu Verlassungsängsten führen. Das sind dann die Erwachsenen, die entweder enorm klammern oder sich an niemanden binden können.
Emotionen müssen Kinder erst lernen richtig ein zu ordnen. Ganz am Anfang geschieht dieses erst über die Mimik. Das Kind versucht die Mimik des Gegenüber zu deuten, macht diese nach und verbindet damit Gefühle.
Mit circa zwei Jahren beginnt das Kind dann, Emotionen verbal auszudrücken. Wer kennt die Trotzphase nicht?
Natürlich hat das Kind bis dahin uns mehrfach getestet. Wenn es sich zum Beispiel gestoßen hat, sich dabei aber es nicht wirklich weh getan hat, ist es zwar erstmal erschrocken. Aber im zweiten Augenblick schaut es in die Gesichter der Erwachsenen. Sind die Gesichter angespannt, mit weit aufgerissenen Augen, dann reagiert das Kind genauso. Es reist die Augen auf, verkrampft sich und bekommt ein unangenehmes Gefühl. Nun weint es und braucht Trost. Denn das Kind hat ja jetzt gelernt, das Geschehene macht Angst (weit aufgerissene Augen). Nun kommt der Erwachsene, will es trösten und sagt, das es doch nicht so schlimm gewesen sei. Mal ehrlich, noch mehr kann man ein Kind nicht verwirren. Der Ausdruck der Gesichter war, Schreck, Besorgnis und die Worte sagen, dass es nicht schlimm war. Was soll das Kind denn nun lernen? Wenn der Erwachsene nun das Kind in seinem Gefühl bestätigt ("oh, das tat weh. Der Schmerz ist gleich vorbei.") Hat das Kind eine Bestätigung zu seinem Wissen und der richtigen Emotion erhalten und wird selbstsicher.
Nochmal zurück zu grade gestoßen. Wenn es nun wieder in die Gesichter der Erwachsenen schaut und sie sind entspannt, vielleicht noch ein leichtes lächeln, dann bleibt das Kind auch entspannt. Es hat sich zwar gestoßen, aber nur leicht. Keine Gefahr, alles in Ordnung.
Das Urvertrauen wird hauptsächlich in den ersten Monaten, bis hin zu den ersten Lebensjahren geprägt. Um es kurz zu fassen, wer sein Kind liebt und es respektiert, gibt ihm das größte Geschenk mit auf seinen Lebensweg. Selbstvertrauen.